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1976: Olympische Spiele Montreal

Im Jahr 1975 wurden laut einem Bericht der Irish Times der irische Amateurfechtverband IAFF (Irish Amateur Fencing Federation) drei Fechter als potentielle Teilnehmer für die Olympischen Spiele in Montreal aufgestellt. Lawrence Gough zählte nicht dazu.

1975 arbeitete Lawrence Gough für ein US-amerikanisches Unternehmen in der Nähe von Düsseldorf. Er übergab dem Personalleiter des Unternehmens eine Liste von 14 internationalen Fechtturnieren, an denen er gerne teilnehmen würde, und bat darum, dazu seinen Jahresurlaub nutzen zu dürfen. Lawrence Gough wurden zur Unterstützung seiner Olympiabewerbung 28 zusätzliche Urlaubstage gewährt.

In den Jahren 1975/1976 erkannte Lawrence Gough, dass er nur dann den eindeutigen Nachweis erbringen konnte, der führende Degenfechter Irlands zu sein, wenn er dieselben internationalen Turniere (und nicht nur nationale Wettkämpfe) bestreiten würde, zu denen auch die von der IAFF offiziell aufgestellten, potentiellen Olympiateilnehmer antraten.

Im April 1974 nahm Gough in der Bunderepublik Deutschland an dem Turnier Heidenheimer Pokal teil. Im März 1975 erhielt er eine Einladung zu einem A-Turnier - dem 15. Martini Rossi International - in New York. Bei keinem dieser Turniere war ein weiterer irischer Fechter vertreten.

Im November 1975 erfuhr Gough, dass die offiziell aufgestellten, potentiellen Olympiateilnehmer an einem Wettkampf im französischen Laon teilnehmen würden. Dieser Wettkampf zählte zum Fecht-Circuit von Frankreich und galt als Qualifikationsturnier für die französischen Fechter. Lawrence Gough reiste nach Frankreich, trat zum Wettkampf an und erreichte die Direktausscheidung. Es war nur einer der offiziell aufgestellten, potentiellen irischen Olympiateilnehmer in Begleitung seines Trainers anwesend. Er schied bereits in der ersten Runde sieglos aus. Dieses Turnier war der erste direkte internationale Vergleich mit einem der Kandidaten.

Im Januar 1976 bestritt Lawrence Gough in Mailand ein weiteres A-Turnier, die 25. Trophy Mario Sperafico. Er war der einzige irische Fechter, der bei diesem Wettkampf antrat. Robert Wilkes, Vorsitzender der IAFF, hatte im Vorfeld zugestimmt, Lawrence Gough für den Wettkampf anzumelden, entschied sich aber dann doch dagegen. Wilkes rief am Vorabend dieser Veranstaltung einen Bekannten von Gough aus dem irischen Fechtumfeld an und teilte diesem seine Entscheidung mit. Lawrence Gough selbst hatte seinen Wohnort Solingen bereits in Richtung Mailand verlassen und erfuhr von der Entscheidung der IAFF erst, als er am nächsten Morgen zur Sportstätte kam. Die italienischen Veranstalter zeigten sich verständnisvoll und ließen ihn trotz der fehlenden Anmeldung zum Wettkampf zu.

Schreiben 07.02.1976

Im Februar 1976 wurde Lawrence Gough von der IAFF darüber informiert (siehe Schreiben vom 07.02.1976), dass er trotz seiner bisher erzielten Ergebnisse niemals von der IAFF nominiert werde. Im Wortlaut heißt es: „Ich möchte Sie darüber informieren, dass es nach Meinung der IAFF ungeachtet der von Ihnen erzielten Ergebnisse nicht im besten Interesse des irischen Fechtsports liegt, wenn Sie Irland bei den Olympischen Spielen in Montreal vertreten. Daher wird der Verband Ihre bisher erzielten Ergebnisse nicht an das Olympic Council of Ireland weiterleiten.“

Trotz dieses verheerenden Rückschlags verfolgte Lawrence Gough weiter sein Ziel.

Im März 1976 bestritt er zwei weitere A-Turniere: die Challenge Monal in Paris und erneut den Heidenheimer Pokal in Westdeutschland. Außerdem trat er in seinem Bestreben nach einer Nominierung für die Olympiamannschaft von Irland bei weiteren internationalen Wettkämpfen in Antwerpen, Birmingham, Brüssel, Deurne, Dublin, Düren, Heidenheim, Laon, London, Mailand, New York, Nivelles, Paris, Solingen und Verviers an. Abgesehen von den Turnieren in Birmingham, Dublin und Laon nahm kein weiterer irischer Fechter an einem dieser Turniere teil.

Gough war davon überzeugt, dass der einzige Beweis für seine Olympianominierung ein Direktvergleich sei, den nicht nur die IAFF, sondern auch der OCI (Olympic Council of Ireland) anerkennen müsse.

Ostern 1976 trat Lawrence Gough bei den Birmingham International Open an. Die drei offiziell aufgestellten, potentiellen Olympianominierten traten ebenfalls an. Zwei von ihnen schieden in der zweiten Runde aus, der dritte Fechter in der dritten Runde. Gough hingegen erreichte die Finalrunde (5. Runde) und belegte am Ende den fünften Platz im Gesamtklassement.

Für die IAFF galten diese Wettkämpfe als Qualifikationsturniere für die Nominierung der offiziellen irischen Olympiateilnehmer. Lawrence Gough war davon überzeugt, dass er ein begründetes Anrecht darauf hatte, für die irische olympische Fechtmannschaft nominiert zu werden. Er hatte sowohl in Laon als auch Birmingham bessere Ergebnisse erzielt als die irischen Olympianominierten.

Lawrence Gough war 1976 der führende Degenfechter Irlands.

Im Dezember 1975 traf sich Lawrence Gough mit Desmond O'Sullivan, Generalsekretär des OCI, und bat ihn um Rat. Dieser machte deutlich, dass aufgrund der Autonomie der nationalen Sportverbände weder er selbst, noch der OCI die Macht hätten, einen Sportler für einen Platz in der irischen Olympiamannschaft zu nominieren. Er übergab Gough die Kopie eines Schreibens (datiert 02.09.1975), das an alle Sportorganisationen geschickt worden war. In diesem ordnete der OCI an, dass „keine bloßen Mitfahrer“ nach Montreal reisen und ausschließlich internationale Ergebnisse berücksichtigt würden.

Aufgrund der Entscheidung der IAFF, dass er ungeachtet seiner von ihm erzielten Ergebnisse niemals für die Olympiamannschaft nominiert werde, war Gough gezwungen, sich direkt beim OCI für eine Olympianominierung in Montreal zu bewerben. Wie erwartet, wurde seine Bewerbung abgelehnt.

Desmond O'Sullivan schlug Gough vor, er könne sich an den Internationalen Fechtverband FIE (Fédération International d'Escrime) wenden. Gough folgte diesem Rat und bat um ein Treffen mit Pierre Ferri, dem Präsidenten der FIE. Dieses Treffen zwischen Ferri und Gough fand im Juni 1976 im Hauptsitz der FIE in Paris statt. Pierre Ferri erklärte, er habe keine Möglichkeiten, auf die internen nationalen Verfahren der IAFF zur Nominierung von Mannschaften einzuwirken.

1976 nahm keine irische Fechtmannschaft an den Olympischen Spielen in Montreal teil.

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